Das Endocannabinoid-System des menschlichen Organismus
Bevor wir uns dem Endocannabinoid-System im Detail zuwenden, macht es Sinn, erstmal zu erklären, was Cannabinoide sind. Es handelt sich bei diesen Substanzen um pharmakologisch aktive und psychoaktive Bestandteile der Hanfpflanze (Cannabis indica und Cannabis sativa). Die Wissenschaft hat bis heute über 126 verschiedene Cannabinoide entdeckt. Viele von ihnen sind noch zu wenig erforscht, um all ihre Wirkungen zu kennen. Etwas anders sieht es bei den beiden wohl bekanntesten Cannabinoiden Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) aus. CBD wurde im Jahr 1940 entdeckt und 1963 zum ersten Mal chemisch synthetisiert. Es hat in zahlreichen Studien pharmakologische Effekte gezeigt. THC hingegen wurde 1964 identifiziert und zeigte, wie CBD, auch pharmakologische Wirkungen, allerdings deutlich weniger als CBD. Wenn diese beiden Hauptwirkstoffe gemeinsam zur Anwendung kommen, können sie sich im sogenannten Entourage-Effekt ergänzen, indem sich ihre Wirkungen gegenseitig verstärken.
Wie die Forschung das Endocannabinoid-System entdeckte
Im Jahr 1992 entdeckte ein Forscherteam am National Institute for Mental Health in Bethesda im US-Bundesdstaat Maryland das Endocannabinoid-Systems (ECS). Seitdem hat sich die systematische Erforschung von Cannabis und seinen Wirkstoffen enorm erweitert und viele neue Perspektiven für eine medizinische und therapeutische Nutzung aufgezeigt.
Das Team um William Devane, Dr. Lumir Hanus und Raphael Mechoulam wusste, dass Cannabinoide im menschlichen Organismus eine Wirkung auslösen. Dies wiederum bedeutete, dass es im Körper ein System geben musste, welches die Cannabinoide erkennt und an das sie andocken können. Dementsprechend musste es für diese Rezeptoren auch körpereigene Moleküle geben. Die Forscher konnten diese Moleküle kurze Zeit später tatsächlich nachweisen. Sie gaben den Molekülen nach der Entdeckung die Bezeichnung Endocannabinoide (endo ist die Abkürzung von endogen für „vom Körper produziert“). Man kann auch vereinfacht sagen: Der menschliche Organismus reagiert nicht nur auf Cannabinoide, die ihm von außen zugeführt werden, sondern produziert auch seine eigenen.
Auch wenn vieles noch unerforscht ist, steht eine Tatsache fest: Das Endocannabinoid-System ist ein wichtiger Regulator des Immun- und Nervensystems und verantwortlich für viele psychische, physische und heilende Effekte, die durch Cannabisprodukte in unserem Organismus ausgelöst werden. In Form vielfältiger Studien werden bis heute täglich neue Anwendungsformen für Cannabisprodukte entwickelt.
Das Endocannabinoid-System im Detail
Das Endocannabinoid-System setzt sich aus drei wesentlichen Bestandteilen zusammen:
- Endocannabinoide
- Cannabinoid-Rezeptoren
- Metabolische Enzyme
Endocannabinoide
Endocannabinoide sind Moleküle, die vom Körper selbst produziert werden und erstaunlicherweise den pflanzlichen (oder Phyto-) Cannabinoiden THC und CBD in ihrer Struktur und chemischen Zusammensetzung sehr ähnlich sind. Die beiden wichtigsten Endocannabinoide heißen Anandamid (abgeleitet aus dem Sanskritwort „Ananda“ für „Glückseligkeit“) und 2-Arachidonylglycerol (kurz als 2-AG bezeichnet). Dabei handelt es sich um fettähnliche Moleküle. Diese werden von unserem Organismus produziert, wenn dieser sie benötigt.
Cannabinoid-Rezeptoren
Wie bereits erwähnt, ist das Endocannabinoid-System sowohl Teil des Nerven-, als auch des Immunsystems. Die Rezeptoren in beiden Systemen sind die Empfänger der elektrischen Impulse.Sie bestehen aus natürlichen Molekülen und entsprechenden Signalüberträgern, den sogenannten „intrazellulären Signaltransduktoren“. Folgend möchten wir Ihnen die beiden wichtigsten Rezeptoren kurz darstellen; CB1 und CB2.
Der Cannabinoid-Rezeptor CB1 befindet sich auf den Zellen des Nervensystems, überwiegend im Kleinhirn. Der Rezeptor CB2 ist zuständig für das Immunsystem, kommt aber auch auf Zellen vor, die unter anderem für den Knochenauf- und -abbau verantwortlich sind.
CB1-Rezeptoren sind vorwiegend an Nervenzentren anzutreffen, die die Erinnerung, die Regulierung von Appetit- und Hungergefühlen sowie die Verarbeitung von Emotionen steuern. CB2 sitzt auf Immunzellen und sorgt bei Angriffen auf das Immun- oder Nervensystem für eine entzündungshemmende Reaktion. Die Forschung geht davon aus, dass CB2-Rezeptoren eine große Bedeutung für das Immunsystem und seine Reaktionsfähigkeit bei verschiedenen Erkrankungen haben.
Metabolische Enzyme
Diese Enzyme helfen dabei die Endocannabinoide wieder abzubauen, wenn deren Aufgabe erfüllt ist. Für den Abbau von zum Beispiel Anandamid ist das Enzym FAAH zuständig, für 2-AG das Enzym MAGL.
Warum pflanzliche Cannabinoide auf den Körper wirken
Pflanzliche Cannabinoide wie THC und CBD sind den Endocannabinoiden so ähnlich, dass sie, wie die körpereigenen Cannabinoide, an unseren Rezeptoren andocken und dadurch mit unserem Organismus interagieren können. Sie wirken in unserem Organismus auf verschiedene Art und Weise. Ihre Einsatzmöglichkeiten stehen vermehrt im Fokus der heutigen Forschung. Sprechen Sie uns bei weiteren Fragen gerne an.